3 Fragen an Dipl.-Ing. Ute von Hoerner, Geschäftsführende Hauptgesellschafterin der „von Hoerner & Sulger GmbH“

Porträts – Pioniere der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie politische Entscheider geben persönliche Einblicke und ihre Einschätzung zu aktuellen Branchentrends.

1. Wo sehen Sie die Luft- und Raumfahrtindustrie im Jahr 2050, welche Technologien nutzen wir dann ganz selbstverständlich?

Nun, vermutlich werden Menschen auf dem Mars gelandet sein, und im Weltraum kreist eine Vielzahl kleiner Satelliten um die Erde.

Viel selbstverständlicher als heute nutzen wir zukünftig Maschinen und Anlagen, die aus dem Weltraum gesteuert werden. Sowohl Landmaschinen, die ferngesteuert über die Felder ziehen, als auch Kraftwerke zur Nutzung erneuerbarer Energien. Deren Betrieb kann direkt an die Beobachtung des Wetters und der Windgeschwindigkeiten sowie an die Überwachung anderer Umwelteinflüsse angepasst werden. Ob wir bis dahin tatsächlich Energie mittels "Power Beaming" aus dem All anhand von Mikrowellentechnologie im großen Umfang zur Erde senden, wie beispielsweise im Projekt Solaris, da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Hierfür erscheint mir 2050 doch recht nah.

Bis dahin werden die Technologien der Raumfahrtindustrie jedoch weiter stark vorangeschritten sein. Der Ressourcenabbau im All wird eine starke Rolle spielen, die Jagd nach Edelmetallen, Metallen der Seltenen Erden oder auch Helium-3.

Ebenso werden wir noch viel selbstverständlicher und stärker als heute den Blick aus dem Weltall auf die Erde nutzen, denn der veranschaulicht uns den Handlungsbedarf. 

2. Wie erreichen wir unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele? Was genau sind hier die Treiber des Wandels?

Treiber ist auch hier die Erkenntnis. Die Weltraumtechnik hilft uns, die Probleme auf der Erde zu erkennen und ermöglicht uns somit, gegenzusteuern.

Nur durch die Beobachtung aus dem Weltraum ist es möglich, beispielsweise die Methangaskonzentration in der Atmosphäre zu ermitteln, die Meeresoberflächentemperatur, den Salzgehalt und die Meereiskonzentration zu messen oder auch die Abholzung des Amazonas zu quantifizieren. Es gibt unzählige Beispiele von Klimamarkern, die nur aus dem All beobachtet werden können. Mit der Arbeit an den Projekten MERLIN und CIMR, um zwei aktuelle Beispiele zu nennen, trägt unsere Firma, die von Hoerner & Sulger GmbH, aktiv dazu bei.

Man muss ein Problem erkennen, um ihm zu begegnen, und genau hierfür ist die Weltraumtechnik unersetzlich.

3. Welche News aus unserer Branche hat Sie zuletzt ausdrücklich bewegt? Warum?

In Zeiten der politisch stark angespannten Lage aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, hat mich persönlich ausdrücklich der Moment bewegt, als Ende September ein Astronaut und zwei Kosmonauten mit einer Sojus-Trägerrakete zur ISS aufgebrochen sind. Dort verbringen sie die kommende Zeit gemeinsam mit weiteren Raumfahrenden. Es wird von einem friedlichen Miteinander berichtet, das man sich in diesen Zeiten sicherlich auch auf Erde wünschen würde.