
Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft debattierten auf der ILA Berlin darüber, wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Luftfahrt den Klimaschutz vorantreiben kann und welche Rolle dabei neue gesetzliche Vorgaben spielen können.
Die Zeiten, in denen Klimaschutz nur eine Sache des guten Willens von Unternehmen war, sind vorbei. Darauf wies der Rechtswissenschaftler Lukas Rass-Masson von der ESL Toulouse – European School of Law in der Diskussionsrunde mit dem Thema „Pflicht zum Handeln?! Die deutsch-französische Luftfahrt und der Klimaschutz“ auf der ILA Berlin hin. Das zeigten erste europäische Gerichtsurteile. Mehrere Gesetze wie der ab 2023 in Deutschland in Kraft tretende Supply Chain Act verdeutlichen, dass Menschenrechte und Klimaschutz auch in der Flugzeugindustrie wichtiger werden. In Frankreich seien vergleichbare Regelungen für den Umweltschutz bereits in Kraft. Unternehmen seien wichtige Player in der Bekämpfung des Klimawandels, unterstrich Lukas Rass-Masson. Ihnen drohten in naher Zukunft rechtliche Konsequenzen, wenn sie Klima- oder Menschenrechte verletzten, ganz abgesehen von der rufschädigenden Wirkung, so Rass-Masson.
Wasserstoffproduktion am Flughafen
Mit einer Studie seines Beratungsunternehmen Comworxx möchte Managing Director Hugo Duchemin die Produktion von grünem Wasserstoff auf Flughäfen vorantreiben. Damit soll bereits jetzt die Infrastruktur geschaffen werden, damit in etwa zehn Jahren die ersten Flugzeuge mit der Kerosin-Alternative fliegen können. Auch andere Sektoren wie Bahn und Trucks könnten davon profitieren. Großflughäfen wie der BER oder der Airport Toulouse-Blagnac sowie Kraftstoffhersteller zeigten Interesse, unterstrich Hugo Duchemin. Um die neue, nicht von Beginn an profitable Technologie zu finanzieren, seien staatliche Finanzierungen, die beispielsweise in Australien bereits üblich sind, oder Steuerreduzierungen, wie sie in den USA angedacht werden, denkbar. Gemeinsam könnten Akteure aus Deutschland und Frankreich mehr Druck auf die Politik ausüben, um auf europäischer Ebene Veränderungen herbeizuführen.
Bei der Erprobung neuer Fluggeräte und der nötigen Infrastruktur spielten kleine Flugplätze eine wichtige Rolle, erläuterte Klaus-Jürgen Schwahn. Er ist Geschäftsführer des Flugplatzes Schönhagen sowie Vorsitzender der Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze (IDRF). Schon lange ist nachhaltige Luftfahrt für ihn ein Thema. Start-ups dürfen ihre Fluggeräte in Schönhagen ausprobieren. Es gibt Kooperationen mit Hochschulen. Auf dem Podium prophezeite er eine Disruption der Luftfahrt und plädierte für eine Vernetzung verschiedener Mobilitätslösungen. Der Betrieb der Flughäfen müsse neu gedacht und jetzt eingeleitet werden. Mit dem Innovate to Fly-Fund stellte er eine Alternative zur konventionellen CO2-Kompensation vor. Mit einem freiwilligem Zusatzbeitrag können Fliegende helfen, klimaschonende Technologien voranzubringen.