1 Haben Sie eine besondere Erinnerung an die ILA Berlin und was sind Ihre persönlichen Erwartungen an die #ILA22
Sehr gerne erinnere ich mich an meinen Besuch im Jahr 2018, als die ILA Berlin der „place to be“ war! Auf Einladung unseres Partners MTU trafen wir uns mit der französischen und der deutschen Verteidigungsministerin (Florence Parly und Ursula Van der Leyen) und gaben bekannt, dass wir für die Entwicklung des Triebwerks für das Kampfflugzeug der nächsten Generation (im Rahmen des SCAF-Programms) eine Vereinbarung über die Aufgabenverteilung zwischen uns nach dem „Best-Athlete-Prinzip“ getroffen hatten.
Vier Jahre später wird Safran zum ersten Mal mit einem Stand auf der ILA Berlin vertreten sein. Die ILA findet zu einem besonders wichtigen Zeitpunkt für die Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie statt. Als eine der führenden europäischen Messen für unsere Industrie wird sie erneut „the place to be“ für unsere Branche sein, um unsere Stärke und unser Engagement für die politischen und sozialen Herausforderungen Europas zu präsentieren.
2 Sehen Sie persönlich gerade einen wichtigen Trend in der Luft- und Raumfahrt?
Nach zwei Jahren der Corona-Pandemie hat die Luftfahrtindustrie ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt und fährt die Produktion wieder hoch, während sie gleichzeitig ihre Anstrengungen zur Dekarbonisierung verstärkt. In jüngster Zeit hat die Krise in der Ukraine die Notwendigkeit einer starken und vereinten europäischen Verteidigungsindustrie bestätigt. Unsere Industrie steht somit vor zwei großen Herausforderungen: Einerseits der Notwendigkeit, die Luftfahrt zu dekarbonisieren, um unsere grundlegende Reisefreiheit zu schützen, andererseits der Notwendigkeit, die Souveränität sowohl in der Verteidigung und der Raumfahrt als auch entlang der gesamten Lieferkette zu erhöhen. Safran bekennt sich zu diesen beiden Zielen und steht mit großen Investitionen und einem klaren Fahrplan an der Spitze, um sie zu erreichen.
3 Wie trägt Ihr Unternehmen konkret zu Nachhaltigkeit / Innovation / neuen Technologien bei?
Safran arbeitet derzeit an innovativen Technologien, die bis 2050 zu einer „emissionsfreien“ Luftfahrt beitragen sollen, und investiert mehr als 4 Milliarden Euro in Forschung und Technologie, wovon 75 % auf die Dekarbonisierung der Luftfahrt ausgerichtet sind. So haben wir gemeinsam mit unserem Partner GE das Programm RISE gestartet, um disruptive Technologien für eine neue Generation nachhaltiger Flugzeugtriebwerke zu entwickeln, die 20% weniger Kraftstoff verbrauchen und zu 100% mit nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF) kompatibel sind. Wir arbeiten auch an neuen Materialien, um leichtere Geräte zu entwickeln, und an der Entwicklung von hybriden- oder vollelektrischen Antriebstechnologien.
4 Welche ist die beste Entscheidung, die Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn getroffen haben? Welchen Rat würden Sie der jüngeren Generation geben, wenn es darum geht, eine Karriere in der Luft- und Raumfahrt zu wählen?
Die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, war zweifellos der Einstieg in die Luft- und Raumfahrtindustrie. Der Einstieg in unsere Branche bedeutet, einen aktiven Beitrag zu einigen der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten - die Dekarbonisierung und der Schutz der Bürger. Gleichzeitig verändert der digitale Wandel die Art und Weise, wie wir in der gesamten Branche arbeiten. Daher würde ich allen, die über ihre berufliche Zukunft nachdenken, ohne zu zögern sagen, in diese Branche einzutreten! Wir haben die Möglichkeit, Pionierarbeit für die technologische Revolution zu leisten, die sich auf uns alle individuell und als kollektiv auswirkt.
5 Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit der Luft- und Raumfahrt treffen könnten - lebend oder verstorben: Wer würde es sein und warum?
In der Geschichte unserer Branche gibt es so viele herausragende Persönlichkeiten, die bemerkenswerte Leistungen vollbracht haben. Aber wenn ich nur eine außergewöhnliche Persönlichkeit kennenlernen könnte, dann wäre es wohl der Ingenieur Joseph Szydlowski. Er wurde in Polen in einer jüdischen Familie geboren und gründete 1938 Turbomeca. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlegte er sein Unternehmen in eine Region im Südwesten Frankreichs. Während er für die Dauer des Krieges in die Schweiz umziehen musste, kehrte er später nach Bordes zurück, um sein Unternehmen zu dem bis heute weltweit führenden Hersteller von Hubschraubertriebwerken zu machen und heute als Safran Helicopter Engines bekannt ist.